DEUTSCHAMERIKANISCHE GESCHICHTE
ÜBERBLICK
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EINE ZEITREISE DURCH DIE EPOCHEN
Die deutschamerikanische Geschichte ist eine Zeitreise durch die unterschiedlichen Epochen zweier Nationen, welche sich gegenseitig prägten. Deutsche trugen in hohem Maß zur heutigen amerikanischen Lebensart bei und Amerikaner beeinflussten wiederum die deutsche Lebensart seit 1945. Heute haben über 40 Millionen Amerikaner einen deutschen Hintergrund und viele Deutsche mindestens einen Verwandten in Übersee. Die deutschamerikanische Geschichte informiert über deutsche Siedler von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart. Die deutsche Einwanderung hatte einen großen Einfluss auf die amerikanische Kultur, vor allem aber auf die Städte des mittleren Westens. Mit den Forty-Eighters kamen nach 1848 auch viele politische Auswanderer in die Vereinigten Staaten, unter ihnen Carl Schurz und Franz Sigel. Beide machten in den USA Karriere. Weitere berühmte Deutschamerikaner waren Eberhard Anheuser und Adolphus Busch, welche das Lagerbier in die USA brachten sowie die Unternehmer Karl Pfizer und Heinrich Engelhard Steinweg. Die Liste berühmter Deutschamerikaner würde mehrere Seiten füllen. In umgekehrter Weise prägten die USA Deutschland. Bereits in den Jahren von 1918 bis 1923 waren amerikanische Streitkräfte in Deutschland stationiert und beeinflussten das rheinländische Leben rund um Koblenz. Nach dem sogenannten Korea Schock von 1950 wurden die in Deutschland stationierten Einheiten als Freunde und Schutzmacht angesehen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich eine immer engere Zusammenarbeit.
Sportarten wie American Football und Baseball finden immer mehr Beliebtheit und Basketball konnte sich im Laufe der Zeit etablieren. Heute immigrieren nicht nur Deutsche in die Vereinigten Staaten, sondern auch Amerikaner nach Deutschland, sodass mittlerweite eine größere Expat Community entstand. Auch die vielen deutschamerikanischen Nachfahren amerikanischer Soldaten und deutscher Mütter sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, welche auf beiden Seiten des Atlantiks leben.
KOLONIALZEIT
Mehrere Faktoren trugen zur deutschen Einwanderung bei. In Deutschland herrschten im 17. und 18. Jahrhundert wirtschaftliche Not, religiöse Verfolgung und kriegerische Auseinandersetzungen, insbesondere während und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Diese schwierigen Lebensbedingungen führten viele Deutsche dazu, ihr Glück anderswo zu suchen. Die Pfalz, ein Zentrum des Protestantismus, war besonders von den Verwüstungen und der Unsicherheit betroffen. Diese schwierigen Lebensbedingungen führten viele Deutsche dazu, ihr Glück anderswo zu suchen. Die ersten deutschen Einwanderer waren hauptsächlich religiöse Flüchtlinge, die der Verfolgung in ihrer Heimat entkamen und nach religiöser Freiheit suchten. Die wichtigste Gruppe unter diesen waren die sogenannten "Pfälzer", die aus der Pfalz im heutigen Südwestdeutschland stammten.
Im 18. Jahrhundert kamen deutsche Einwanderer nach Pennsylvania und brachten ihre Erfahrung in der Landwirtschaft und im Handwerk mit. Ihre Expertise in der Töpferei trug beispielsweise zur Entwicklung einer florierenden Keramikindustrie in der Region bei.
DEUTSCHE IN DER AMERIKANISCHEN REVOLUTION
Die Amerikanische Revolution war ein bedeutendes Ereignis der Weltgeschichte. In diesem Krieg kämpften britische Truppen gegen eine Koalition von Kolonien, die sich von der britischen Herrschaft lösen wollten. Es war jedoch nicht nur ein Krieg zwischen Briten und Amerikanern. Es gab auch viele Einwanderer, die sich auf beiden Seiten engagierten, einschließlich der Deutschamerikaner, die sowohl auf der Seite der Briten als auch auf der Seite der Amerikaner kämpften. Während des Unabhängigkeitskrieges gab es schätzungsweise 200.000 Deutsche in den USA, von denen viele in den Kolonien Pennsylvania und New York lebten. Die meisten von ihnen waren entweder Lutheraner oder Reformierte und hatten ihre eigene Kultur und Sprache. Viele Deutsche unterstützten die Unabhängigkeitsbewegung und spielten eine wichtige Rolle in der amerikanischen Armee. Zum Beispiel kämpfte Friedrich Wilhelm von Steuben, ein preußischer Offizier, auf Seiten der Amerikaner. Er trug dazu bei, die Ausbildung der amerikanischen Armee zu verbessern und half, sie in eine effektive Kampfmaschine zu verwandeln.
Ein weiterer bemerkenswerter Deutschamerikaner, der auf Seiten der Amerikaner kämpfte, war Peter Muhlenberg. Er war ein lutherischer Geistlicher aus Pennsylvania und ein überzeugter Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung. Muhlenberg organisierte eine eigene Miliz und kämpfte in der Schlacht von Brandywine und der Schlacht von Germantown.
Trotz der Tatsache, dass viele Deutschamerikaner auf Seiten der Amerikaner kämpften, gab es auch viele, die sich auf die Seite der Briten stellten. Einige von ihnen taten dies aus Gründen der Loyalität gegenüber dem britischen König und der britischen Regierung. Andere taten dies aus wirtschaftlichen Gründen, da sie befürchteten, dass ihre Geschäfte und ihr Eigentum durch die Revolution beeinträchtigt werden würden. So gab es auch deutsche Soldaten in der britischen Armee. Da die meisten von ihnen aus Hessen stammten, wurden sie als "Hessen" bekannt. Die Deutschen auf Seiten der Briten hatten einen schlechten Ruf bei den Amerikanern, die sie als "Söldner" ansahen. Tatsächlich wurden die Männer von den Briten als Söldner angeworben und waren oft schlecht ausgerüstet und schlecht bezahlt. Viele von ihnen desertierten gegen Ende des Krieges, als die britischen Chancen auf einen Sieg schrumpften.
DEUTSCHE EINWANDERUNG
IN DEN MITTLEREN WESTEN
Ein bedeutendes Kapitel der amerikanischen Geschichte ist die deutsche Einwanderung in den Mittleren Westen der USA. Die deutsche Einwanderung in die USA begann verstärkt in den 1830er Jahren und setzte sich bis in die frühen 1900er Jahre fort. Staaten wie Wisconsin, Illinois, Missouri, Ohio, Indiana, Iowa und Minnesota boten ideale Bedingungen für die deutschen Einwanderer. Die Region war bekannt für ihre fruchtbaren Böden und bot zahlreiche Möglichkeiten zur Landwirtschaft, die für viele Deutsche eine vertraute und attraktive Beschäftigung war. Deutsche spielten eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Brauindustrie im Mittleren Westen. Städte wie Milwaukee in Wisconsin wurden zu Zentren der Bierproduktion, dank der Expertise und der Traditionen der deutschen Brauer.
Deutsche Zeitungen, Chöre und Turnvereine (Turners) waren weit verbreitet und spielten eine wichtige Rolle im sozialen Leben der Gemeinden. Der Einfluss der deutschen Kultur zeigt sich noch heute in vielen Städten des Mittleren Westens, insbesondere in Form von Architektur, Festivals (Oktoberfest) und kulinarischen Traditionen.
DIE 48ER
Die 48er-Bewegung, begann 1848 in Frankreich und breitete sich schnell auf andere europäische Länder aus. Die Bewegung war von politischen Unruhen, Aufständen und Revolutionen geprägt, die die politischen Systeme und Monarchien in Europa erschütterten. Die Bewegung begann im Februar 1848 in Frankreich, als die Bürger von Paris gegen die Monarchie auf die Straße gingen und eine provisorische Regierung bildeten. Die Revolution breitete sich schnell auf andere Teile Frankreichs aus und führte schließlich zur Absetzung des Königs und zur Gründung der Zweiten Französischen Republik. Der revolutionäre Geist breitete sich dann auf andere europäische Länder aus, darunter Deutschland, Österreich, Italien, Polen und Ungarn. In Deutschland kam es zu Unruhen und Aufständen, die zur Gründung einer provisorischen Regierung und zur Verabschiedung einer Verfassung führten. Die 48er-Bewegung hatte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg und wurde von den Monarchien und den politischen Eliten in Europa niedergeschlagen. Viele berühmte deutsche 48er waren politische Flüchtlinge, die nach dem Scheitern der Revolution in Deutschland in die USA auswanderten. Dort setzten sie ihre politischen Aktivitäten fort und trugen zur Gestaltung der amerikanischen Gesellschaft bei.
Einer der bekanntesten deutschen 48er, der in die USA auswanderte, war Carl Schurz, der in Deutschland für seine Beteiligung an der Revolution verhaftet worden war. Nach seiner Flucht in die USA wurde er Mitglied der Republikanischen Partei und war später als Senator und Innenminister der USA tätig. Schurz setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei und die Rechte der Afroamerikaner ein und engagierte sich für eine liberale und demokratische Gesellschaft.
Ein weiterer bekannter deutscher 48er, war Friedrich Hecker. Er führte den Aufstand in Baden an und gründete die Badische Republik. Nach der Niederlage des Aufstands floh er in die USA und wurde zu einem prominenten Mitglied der deutsch-amerikanischen Gemeinschaft. Hecker setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei und die Rechte der Arbeiter ein und war ein führender Vertreter der republikanischen Bewegung in den USA.
Franz Sigel war ein General im amerikanischen Bürgerkrieg und kämpfte auf der Seite der Union. Sigel war zuvor in Deutschland als Revolutionär aktiv gewesen und hatte für die Einheit Deutschlands und die Freiheit der Völker gekämpft. In den USA setzte er sich für die Rechte der Einwanderer und für eine bessere Bildung für alle ein.
Adolph Douai war in Deutschland für seine politischen Aktivitäten verhaftet worden und floh nach seiner Freilassung in die USA. Dort setzte er sich für die Rechte der Einwanderer und der Arbeiter ein und war ein führender Vertreter der republikanischen Bewegung in den USA.
TURNER BEWEGUNG
Die Turner Bewegung in den USA war eine bedeutende kulturelle und sportliche Bewegung, die von deutschen Einwanderern ins Leben gerufen wurde. Die Ideen von Friedrich Ludwig Jahn, dem deutschen Turnvater, gewann auch in den Vereinigten Staaten schnell an Popularität. Die Turner glaubten, dass eine starke und gesunde Bevölkerung ein starkes und gesundes Land schaffen würde. Sie hatten aber auch politische Ziele und vertraten waren die Meinung, dass eine starke und unabhängige Nation nur erreicht werden kann, wenn die Bürger frei und selbstbestimmt sind.
In den 1800er Jahren gründeten die Turner zahlreiche Turnvereine in den USA. Diese Vereine boten eine Vielzahl von Sport- und Freizeitmöglichkeiten, einschließlich Gymnastik, Leichtathletik, Schwimmen und Tanzen. Darüber hinaus setzten sich für die Förderung von Kunst und Kultur ein und organisierten regelmäßig Konzerte, Theateraufführungen und andere kulturelle Veranstaltungen.
Die Turner Bewegung war in vielen Regionen der USA aktiv, insbesondere in Städten und Gemeinden, in denen viele deutsche Einwanderer lebten. Besonders bekannt war die Bewegung im Mittleren Westen, zum Beispiel in Cincinnati, sowie in Städten an der Ostküste wie New York, Philadelphia, Boston und Baltimore.
BEKANNTE TURNER IN DEN USA
Charles Follen war ein deutscher Revolutionär, der 1824 in die USA emigrierte. Er war ein engagierter Anhänger der Turner Bewegung und gründete 1826 den ersten Turner Verein in Amerika. Follen war auch ein prominenter Anwalt für die Abschaffung der Sklaverei und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des amerikanischen Bildungssystems.
Louis J.Weichmann war ein deutsch-amerikanischer Turner und Anhänger der Turner Bewegung. Er wurde bekannt als Zeuge im Prozess gegen die Verschwörer, die für die Ermordung von Präsident Abraham Lincoln verantwortlich waren. Weichmanns Aussage trug dazu bei, die Verschwörer zu überführen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Franz Sigel war ein Turner, der während des amerikanischen Bürgerkriegs für die Union kämpfte. Er diente als Generalmajor in der Armee der Potomac und war an einigen der bedeutendsten Schlachten des Krieges beteiligt. Nach dem Krieg setzte er sich für die Rechte von Einwanderern und für die Förderung der Bildung ein.
Friedrich Wilhelm August Fröbel war ein deutscher Pädagoge, der das amerikanische Bildungssystem beeinflusste.
DEUTSCHAMERIKANER IM
AMERIKANISCHEN BÜRGERKRIEG
Im amerikanischen Bürgerkrieg kämpften rund eine halbe Millon deutschamerikanischer Soldaten. Mehr als 200.000 davon wurden in Deutschland geboren und emigrierten erst wenige Jahre vor Ausbruch des Bürgerkrieges von ihrer Heimat in die Vereinigten Staaten. Von großer Bedeutung waren die 48er, welche nach der gescheiterten deutschen Revolution von 1848/49 in die USA auswanderten und den Bürgerkrieg als "Zweiten Freiheitskampf" betrachteten. Während der amerikanische Bürgerkrieg zunächst ein Kampf zur Erhaltung der Union war, in welchem die Sklavenfrage eine untergeordnete Rolle spielte, ließen sich gerade die 48er aus ideologischen Gründen rekrutieren. Bereits im Januar 1861, wenige Monate vor Ausbruch des Bürgerkriegs, kam es während einer Sklavenauktion in St. Louis, Missouri, zu einem Aufstand. In der Menschenmenge befanden sich viele Deutsche, welche gegen den Menschenhandel rebellierten. Die meisten Deutschamerikaner dienten für die Nordstaaten in der Union Army, unter den Freiwilligen waren auch bekannte 48er wie Franz Sigel, welcher nicht nur ein Regiment führte, sondern als Generalmajor den höchsten Rang unter den Deutschen einnehmen sollte. Weitere in Deutschland geborene Generäle waren unter anderem Adolph von Steinwehr, August Kautz, Peter Osterhaus und Alexander Schimmelfennig. Letzterer war ebenfalls ein bekannter 48er und führte das 74. Infanterieregiment von Pennsylvania. Viele von ihnen lehrten die Techniken aber auch Tugenden des preußischen Militärs.
Überwiegend meldeten sich in den US-Bundesstaaten New York, Missouri und Ohio viele deutsche Einwanderer freiwillig zum Dienst. Zwar gehörte die Mehrheit der deutschstämmigen Soldaten ethnisch gemischten Regimenten an, doch bildeten immerhin ein fünftel aller Deutschamerikaner rein deutsche Regimente. Geordnet nach Bundesstaaten zählten zu diesen:
New York: 29th, 46th, 52nd
Missouri: 12th, 17th
Ohio: 9th, 107th
Illinois: 24th, 43rd, 82nd
Indiana: 32nd
Wisconsin: 9th, 26th
Pennsylvania: 74th, 75th
Diese deutschen Regimente genossen aufgrund ihrer Disziplin ein hohes Ansehen.
Es gab aber auch Deutsche, welche in den konföderierten Streitkräften dienten. Dies waren unter anderem Pennsylvania Deutsche, die sich während des 18. und 19. Jahrhunderts in North und South Carolina niederließen. Das bekannteste deutsche Regiment der Südstaaten waren die German Fusilier.
DEUTSCHAMERIKANER IM I. UND II. WELTKRIEG
Der Erste Weltkrieg veränderte das bisher positive Bild der deutschstämmigen Amerikaner auf eine radikale Weise und gilt als das dunkelste Kapitel der deutschamerikanischen Geschichte. Noch nie zuvor und auch nicht danach wurde eine Ethnie staatlichen Repressionen und privaten Attacken in einem solchen Ausmaß ausgesetzt wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Plötzlich waren Deutschamerikaner und Personen, die fälschlicherweise für solche gehalten wurden, massiven Anfeindungen ausgesetzt. Verantwortlich für diese Diskriminierung waren der damalige Präsident Woodrow Wilson und sein negatives Deutschlandbild sowie private patriotische Organisationen wie die American Protection League (APL), die absolute Loyalität zu den USA forderten, aber gleichzeitig die Loyalität unter Deutschamerikanern in Frage stellten. Dies äußerte sich in Beschimpfungen, Denunziationen und sogar Lynchmorden. Es kam erstmals zu Bücherverbrennungen, bei denen deutschsprachige Bibliotheksbestände vernichtet wurden. Diese Ausschreitungen wurden zusätzlich angeheizt durch die Politik von 26 der damals 48 Bundesstaaten, die antideutsche Gesetze verabschiedeten, die unter anderem den Gebrauch der deutschen Sprache im öffentlichen und privaten Gebrauch verboten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die bis dahin zahlreichen deutschen Zeitungsverleger, die vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in hohen Auflagen publizierten und nun ihre Arbeit einstellen mussten.
Deutsche Ortsnamen, Nachnamen und Begriffe wurden amerikanisiert. Bekannte Beispiele dafür sind die Umbenennung von Sauerkraut in Liberty Cabbage und des Hamburgers, der nun als Liberty Sandwich verkauft wurde.
Ein bereits 1798 verabschiedetes Gesetz hatte ebenfalls Auswirkungen. Dieses erlaubte dem Präsidenten der USA, jede Person zu verhaften und zu internieren, die Staatsbürger eines Landes ist, das mit den Vereinigten Staaten im Krieg ist. Der sogenannte Alien Enemies Act richtete sich vor allem gegen Deutschamerikaner, die nicht im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft waren. Ein Beispiel ist der Dirigent Karl Muck, der bis zum Kriegsende in einem Internierungslager in Georgia festgehalten wurde. Muck verglich später das Lager mit Konzentrationslagern autoritärer Systeme. Solche Internierungslager bestanden unter anderem in Fort McPherson im US-Bundesstaat Georgia und in Fort Douglas im US-Bundesstaat Utah.
Während des Zweiten Weltkriegs schlossen sich rund 30.000 gebürtige Deutsche den amerikanischen Streitkräften an. Darunter waren auch berühmte Exilanten wie der Schriftsteller Klaus Mann, der älteste Sohn von Thomas Mann, und William Patrick Hitler, der Neffe von Adolf Hitler. Es gab jedoch auch Deutschamerikaner, die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dem Ruf "Heim ins Reich" folgten und nach Deutschland auswanderten. Dieser Ruf war eine nationalsozialistische Maßnahme, die darauf abzielte, die Gebiete und Bevölkerungsgruppen, die als "ethnisch deutsch" angesehen wurden und sich außerhalb Deutschlands befanden, ins Deutsche Reich zurückzuführen. Die Ideologie hinter dieser Maßnahme basierte auf dem Konzept des "Volksdeutschtums", das besagte, dass alle Personen mit deutscher Abstammung ein gemeinsames Volk bildeten, das im Deutschen Reich vereint werden sollte.
Aufgrund einer Proklamation von Franklin D. Roosevelt wurden während des Krieges etwa 11.000 in den USA lebende Deutsche ohne amerikanische Staatsbürgerschaft sowie Deutschamerikaner interniert. Zusätzlich wurden auch eine beträchtliche Anzahl von deutschen Kriegsgefangenen, sogenannte POWs (Prisoner of War), im Staatsgebiet untergebracht. Mit der deutschen Niederlage in Tunesien im Frühjahr 1943 wurden etwa 140.000 deutsche Kriegsgefangene in die USA gebracht. Die Unterbringung der POWs unterschied sich jedoch von der der zivilen Gefangenen. Die Vereinigten Staaten nahmen die Bestimmungen der Genfer Konvention von 1929 sehr ernst und hoben sich durch ihre positive Behandlung der deutschen Wehrmachtssoldaten hervor. Zahlreiche positive Berichte erreichten die deutschen Familien, die ihre Erstaunung über die Verhältnisse zum Ausdruck brachten. So wurden Offizieren beispielsweise bis Anfang Juni 1945 weiterhin Sold gezahlt. Mannschaftsdienstgrade wurden zwar im Einklang mit der Genfer Konvention zur Arbeit verpflichtet, dafür aber entlohnt. Unteroffiziere und Offiziere konnten sich freiwillig zur Arbeit melden. Aus Sicht des amerikanischen Militärs hatte die gute Behandlung mehrere Ziele:
Die Behandlung deutscher Kriegsgefangener war nicht nur besser als die von schwarzen US-Bürgern, sondern zog auch oft den Neid der einheimischen Bevölkerung auf sich, die den US-Lagern in Anspielung auf den Goldenen Käfig Spitznamen wie "Fritz Ritz" gaben.
EINFLÜSSE DER USA AUF DEUTSCHLAND
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 hat die Beziehung zwischen Deutschland und den USA tiefgreifende wirtschaftliche, kulturelle und politische Veränderungen erlebt. Diese Zeitspanne ist geprägt von intensiver Zusammenarbeit und wechselseitigem Einfluss, der die deutschamerikanische Geschichte nachhaltig geprägt hat. Der wirtschaftliche Wiederaufbau war eine gewaltige Aufgabe, die durch den Marshallplan der USA maßgeblich unterstützt wurde. Dieses Hilfsprogramm, offiziell als European Recovery Program bekannt, stellte ab 1948 umfangreiche finanzielle Mittel zur Verfügung, um die wirtschaftliche Erholung Westeuropas zu fördern. Deutschland erhielt dabei rund 1,4 Milliarden US-Dollar, was einen entscheidenden Beitrag zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft leistete.
In den 1950er und 1960er Jahren eroberten amerikanische Musikrichtungen wie Rock 'n' Roll und Pop die Herzen der deutschen Jugend. Stars wie Elvis Presley hatten einen enormen Einfluss auf die deutsche Musikszene. Auch das amerikanische Kino prägte die Nachkriegsgeneration.
In den 1980er und 1990er Jahren wurden amerikanische Fernsehserien wie "Dallas", "Knight Rider" und "Friends" zu festen Bestandteilen des deutschen TV-Programms. Der amerikanische Lebensstil, geprägt durch Konsumkultur und Individualismus, fand ebenfalls Einzug in Deutschland.
EINFLÜSSE DEUTSCHLANDS AUF DIE USA
Ein deutlicher deutscher Einfluss zeigt sich in der amerikanischen Küche. Viele beliebte Gerichte und Getränke haben ihren Ursprung in Deutschland. Beispiele hierfür sind Hot Dogs, die ursprünglich als "Frankfurter Würstchen" bekannt waren, und Hamburgers, die ihren Namen von der Stadt Hamburg haben. Auch das Bierbrauen wurde maßgeblich von deutschen Einwanderern beeinflusst, insbesondere in Städten wie Milwaukee und St. Louis, wo deutsche Brauereien wie Anheuser-Busch gegründet wurden.
Das Oktoberfest, das ursprünglich in München gefeiert wurde, wird nun in vielen Städten der USA begangen, oft mit traditionellen bayerischen Kleidungen, Musik und Speisen. Auch der Weihnachtsbaum, ein Symbol der Weihnachtszeit, hat seine Wurzeln in deutschen Traditionen und wurde im 19. Jahrhundert von deutschen Einwanderern in die USA gebracht.
In Städten wie Milwaukee und Cincinnati findet man zahlreiche Gebäude im deutschen Stil, darunter Fachwerkhäuser und neugotische Kirchen. Diese Architektur spiegelt die Heimat der deutschen Einwanderer wider und trägt zum kulturellen Erbe dieser Städte bei.