US-STÄDTE MIT DEUTSCHEN EINFLÜSSEN
ÜBERBLICK
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SPUREN DEUTSCHER EINWANDERUNG
Städte in den USA mit deutschen Einflüssen sind ein Beispiel für die kulturelle Vielfalt, die in Amerika zu finden ist. Von den frühen Siedlern, die im 17. Jahrhundert aus Deutschland in die Neue Welt kamen, bis hin zu den Millionen von Einwanderern, die im 19. und 20. Jahrhundert in die USA kamen, haben Deutsche einen tiefen Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft und Kultur ausgeübt. In vielen Städten im ganzen Land können Besucher deutsche Spuren in der Architektur, der Küche, der Musik und den Bräuchen finden. Diese Städte bieten eine einzigartige Gelegenheit, die Verbindung zwischen Deutschland und den USA zu erleben und zu verstehen. Auf dieser Seite werden einige dieser Städte genauer betrachtet und ihre deutschen Einflüsse vorgestellt.
MILWAUKEE
Die Stadt Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin im Mittleren Westen der USA ist bekannt als die deutscheste Stadt unter den bedeutenden Großstädten des Landes. Die größte Einwanderergruppe der Stadt waren Deutschamerikaner, die das kulturelle Leben in der Stadt prägten. Schon in den 1830er Jahren kamen die ersten Deutschen und gründeten Brauereien und Gerbereien. Die meisten Einwanderer kamen jedoch erst in den 1850er Jahren, als Milwaukee sehr beliebt war, da man hier mit seiner Muttersprache den Alltag gut meistern konnte. Auch heute gehören die Nachnamen "Maier" und "Schmidt" zu den häufigsten in Milwaukee. Der deutsche Einfluss zeigt sich in der Stadt bis heute durch deutschsprachige Schulen, Kirchen, Biergärten sowie Gesangs- und Schützenvereine. Auch die Turnerbewegung prägte das Leben der Stadt durch Turnvereine und politische Debatten. Die Turner Hall, 1883 von der deutschamerikanischen Turnerschaft Milwaukee errichtet, gilt heute als historisches Wahrzeichen der Stadt und bietet immer noch Turnangebote an.
Im späten 19. Jahrhundert wurde Milwaukee als "Deutsches Athen" bekannt und war ein politisches und kulturelles Zentrum deutschamerikanischer Bürger. Es gab einst vier größere deutsche Brauereien in der Stadt, von denen heute noch die bekannte Miller Brewing Company existiert. Einer der Brauereimagnaten, Frederick Pabst, gründete 1895 "Das Neue Deutsche Stadttheater". Noch heute ist der deutsche Einfluss überall in der Stadt sichtbar, so zieren zum Beispiel die Statuen von Goethe und Schiller den Washington Park.
Auch die älteste Kirche der Stadt, die Old St. Mary's Church, wurde von einem deutschamerikanischen Einwanderer namens Victor Schulte als Gotteshaus für die römisch-katholische Gemeinde gebaut. In der Kirche befindet sich ein bekanntes Gemälde, das von König Ludwig I. von Bayern gespendet wurde. Das Germania Building, welches 1896 errichtet wurde, diente als Hauptsitz der weltweit größten deutschsprachigen Zeitung "Die Germania", die vom deutschen Einwanderer George Brumder gegründet wurde.
Das German Fest gilt als das größte deutsche Fest in Nordamerika und auch außerhalb der Festsaison kann man in Milwaukee die deutsche Kultur in zahlreichen Restaurants erleben. Das bekannteste deutsche Restaurant in Nordamerika ist das Mader's Restaurant, in dem bereits Bill Clinton und Helmut Kohl gemeinsam speisten.
CINCINNATI
Cincinnati liegt im US-Bundesstaat Ohio und wurde, ähnlich wie Milwaukee und St. Louis, stark von Deutschen geprägt. Diese Beeinflussung begann bereits mit der Namensgebung, die auf den römischen Feldherrn Lucius Quinctius Cincinnatus zurückgeht. Vor allem norddeutsche Söldner, die auf der Seite amerikanischer Freiheitskämpfer für die Unabhängigkeit der Kolonien kämpften, nahmen sich seine militärischen Tugenden zum Vorbild und gründeten zusammen mit George Washington eine Vereinigung von Veteranen namens "The Society of the Cincinnati". Der erste Präsident der USA war auch der Präsident dieser Vereinigung.
Deutschsprachige Einwanderer spielten eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Der erste Bürgermeister der Stadt, David Ziegler, wurde in Heidelberg geboren und kämpfte während des amerikanischen Revolutionskrieges (1775 - 1783) an der Seite der Kolonisten. Die meisten deutschen Siedler ließen sich jedoch erst später, ab den 1830er Jahren, in der Stadt nieder. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits vier deutschsprachige Tageszeitungen in der Stadt und Deutsch wurde in vielen Klassenzimmern, den meisten Kirchen und Geschäften gesprochen. Der deutsche Auswanderer Christian Moerlein braute Bier nach dem bayerischen Reinheitsgebot, welches auch nach Europa exportiert wurde. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren rund zwei Drittel der Stadtbevölkerung Deutschamerikaner.
Das ehemalige deutsche Einwandererviertel "Over-the-Rhine" ist heute eines der angesagtesten Viertel der Stadt mit zahlreichen deutschen Restaurants. Das war jedoch nicht immer der Fall. "Over-the-Rhine" war wegen sozialer Ungleichheit und Rassenkonflikten bekannt, nachdem viele Deutschamerikaner weggezogen waren. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts galt das Stadtviertel sogar als der gefährlichste Ort der Vereinigten Staaten, bis ein Revitalisierungsprogramm mit mehreren Projekten dem städtischen Verfall entgegenwirkte. Heute ist "Over-the-Rhine" eines der begehrtesten Wohnviertel der Region.
Die Stadt ist heute bekannt für ihre Schützenfeste, zahlreichen deutschen Restaurants und das jährliche Oktoberfest im September, das als das größte Oktoberfest in Nordamerika bekannt geworden ist. Nur das deutsche Original in München übertrifft diese Feierlichkeiten.
ST. LOUIS
St. Louis liegt im US-Bundesstaat Missouri am westlichen Ufer des Mississippi und erlebte Mitte des 19. Jahrhunderts einen starken Zuzug von deutschen Einwanderern, besonders nach dem Scheitern der deutschen Revolution von 1848/49. Als St. Louis lange Zeit als das "Tor des Westens" galt, zog die Stadt viele deutsche Siedler an, die sich nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch weiter westlich entlang des Missouri Rivers niederließen. Deutschamerikaner bildeten die größte Einwanderungsgruppe in der Stadt und belebten das Stadtbild mit Gesangs- und Turnvereinen. Ein bekannter Einwanderer war der Freiheitskämpfer Franz Sigel, der nach Beginn des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) das 3. Missouri-Infanterie-Regiment übernahm, das fast ausschließlich aus Deutschen bestand. Eine Statue von ihm im Forest Park von St. Louis erinnert an seine Leistungen. Es ist auch den deutschamerikanischen Einwohnern von St. Louis zu verdanken, dass der Bundesstaat sich während des Bürgerkrieges nicht den Konföderierten Staaten von Amerika anschloss, sondern Teil der Union blieb.
1870 wurde die Großbrauerei Anheuser-Busch von Eberhard Anheuser und seinem Schwiegersohn Adolphus Busch gegründet. Die beiden Unternehmer brachten das Lagerbier in die USA. Das Unternehmen ist heute der größte Brauereikonzern weltweit und in den Vereinigten Staaten für das Nationalgetränk Budweiser bekannt.
NEW ULM
New Ulm, die deutscheste Stadt in den USA, liegt im Bundesstaat Minnesota im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Die Stadt befindet sich südwestlich von Minneapolis und hat eine reiche Geschichte und Kultur, die bis zur Gründung im Jahre 1854 zurückreicht. Die Stadt wurde vom Chicago Landverein gegründet, einer Organisation von Deutsch Amerikanern unter der Führung von Frederick Beinhorn. Zwei Jahre später schlossen sich Mitglieder der deutsch-amerikanischen Turnerschaftbewegung an, und bis heute haben die meisten Einwohner von New Ulm überwiegend deutsche Vorfahren.
Der "Kleine Bruder" des Hermannsdenkmals steht im US-Bundesstaat Minnesota, genauer gesagt in New Ulm. Im Gegensatz zum Original, das auf dem Grotenburg im Südosten des Teutoburger Waldes bei Detmold (NRW) steht, ist diese Statue jedoch weitaus bescheidener. Beide Denkmäler dienen der Erinnerung an die Schlacht im Teutoburger Wald, in der der Cheruskerfürst Arminius die Römer besiegt hat, indem er germanische Stämme unter seiner Führung vereinte, um den römischen Imperialismus zurückzuschlagen. Das Hermannsdenkmal, das in Deutschland steht, ist mit einer Gesamthöhe von 53,46 Metern die höchste Statue des Landes.
Die Stadt rühmt sich, die deutscheste Stadt der USA zu sein, und ihr Werbespruch lautet "Germans Have More Fun". Die Stadt bezieht sich mit ihrer Aussage auf ihre Stadtgeschichte und ihre einzigartigen Veranstaltungen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Hermanns Statue, die von der Originalstatue im Teutoburger Wald bei Detmold inspiriert wurde. Die Statue von Hermann dem Deutschen gilt als Wahrzeichen der Stadt, und jedes Jahr wird in unmittelbarer Nähe zur Statue mit deutscher Musik und Speisen aus beiden Ländern das Hermann Fest zelebriert.
Ein weiteres einzigartiges Ereignis ist das Bacchus Fest, ein Weinfest auf amerikanische Art und Weise, das jedes Jahr stattfindet. Es gibt Essensstände und Live-Musik, und es wird versucht, einige Gemeinsamkeiten zum deutschen Weinfest zu finden. Die Stadt ist stolz auf ihre deutsch-amerikanische Geschichte und pflegt ihr kulturelles Erbe zusammen mit der Partnerstadt Ulm in Württemberg.
Obwohl der überdimensional große Fußabdruck von Hermann dem Deutschen als Fake entlarvt wurde, ist die Stadt stolz darauf, ihre deutsche Herkunft zu feiern. Mit ihrer reichen Geschichte und Kultur ist New Ulm ein einzigartiger Ort in den USA, der für jeden Besucher etwas zu bieten hat.
HERMANN
Hermann, eine Stadt im US-Bundesstaat Missouri, liegt zwischen den beiden Städten St. Louis und Kansas City im Herzen des Mittleren Westens, auch bekannt als American Heartland. Diese Stadt ist aufgrund ihres Weinanbaus als American Rhine Valley landesweit bekannt und zieht Kulturreisende an, die sich für die deutsch-amerikanische Geschichte interessieren.
Hermann wurde 1837 von der Deutschen Ansiedlungs-Gesellschaft zu Philadelphia gegründet und nach Hermann dem Cherusker benannt. Hermann der Cherusker, auch bekannt als Armenius, spielt nicht nur im deutschen Gründungsmythos eine wichtige Rolle, sondern personifiziert auch die deutsche Kultur in den Vereinigten Staaten als "Hermann the German". Die Stadt war einst eines der größten Anbaugebiete der USA, aber mit der Prohibition von 1919 wurde der Weinanbau eingestellt. Erst in den letzten Jahren hat die Stadt wieder als regionales Zentrum des Weinanbaus in Missouri aufgelebt.
Im 19. Jahrhundert galt Missouri aufgrund der vielen deutschen Einwanderer als "deutscher Bundesstaat" in den USA. Tausende wanderten in die USA aus, um sich in Missouri ein neues Leben aufzubauen, beeinflusst durch Gottfried von Dudens "Bericht über eine Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas", der in Deutschland auf eine breite Leserschaft traf.
Hermann ist also nicht nur ein Ort mit einer reichen deutsch-amerikanischen Geschichte, sondern auch eine Stadt, die sich durch ihren Weinanbau und ihre landschaftliche Schönheit auszeichnet. Es ist ein Ort, an dem man die deutsch-amerikanische Kultur hautnah erleben kann und zugleich die amerikanische Geschichte und Landschaft erkunden kann.
OLDENBURG
Oldenburg ist eine der ältesten Städte im Bundesstaat Indiana und befindet sich zwischen den Städten Cincinnati, die etwa 78 km entfernt liegt, und Indianapolis, die etwa 111 km entfernt liegt. Die Stadt ist wegen ihrer vielen Kirchen bekannt und wird auch als "Siedlung der vielen Spitzen" bezeichnet, aufgrund der spitzen Kirchtürme, die überall in der Stadt zu finden sind. Für deutschsprachige Touristen ist es leicht, sich in Oldenburg zurechtzufinden, da die Beschilderungen zweisprachig sind und Straßennamen wie "Schweineschwanz Gasse" und "Maulbeerfeigen Strasse" tragen.
Das zweitägige "Freudenfest" ist ein überregional bekanntes Event in Oldenburg, das seit 1976 stattfindet. Unter dem Motto "Biggest Little German Festival in Indiana" zieht es Tausende von Besuchern an, die die Stadtgeschichte aufrechterhalten möchten. Auf dem Fest gibt es Live-Musik, regionale Spezialitäten wie Sauerkraut Bällchen und deutsches Bier sowie das berühmte Dackelrennen.
FRANKENMUTH
Frankenmuth ist eine Stadt im Norden der Vereinigten Staaten im US-Bundesstaat Michigan. Die Stadt liegt etwa 100 Meilen nördlich von Detroit und ist mit dem Auto nur eine halbe Stunde von den Großen Seen, einschließlich dem Lake Huron, entfernt. Außerdem gelangt man von Frankenmuth in weniger als zwei Stunden in die kanadische Stadt Sarnia, die direkt gegenüber der amerikanischen Stadt Port Huron liegt. Eine Anreise nach Frankenmuth erfolgt am besten über den internationalen Flughafen in Detroit oder kann im Rahmen einer Kanada-Reise angesteuert werden. Von Toronto aus sind es lediglich 450 km bis nach Frankenmuth, weshalb sich die Stadt als Ausgangspunkt für viele naturräumliche Entdeckungen eignet.
Frankenmuth ist bekannt für seine fränkische Architektur und zahlreiche Feste. Neben den touristischen Standard-Festen wie beispielsweise dem Oktoberfest bietet die Stadt fast das ganze Jahr über besondere Thementage an. Bayerische Flaggen sind in Frankenmuth keine Seltenheit. Jedes Jahr im Juni findet das Bayernfest statt, ein Wochenende mit Lederhosen, Dirndl, bayerischer Musik und einer Menge Bier. Das bayerische Grundnahrungsmittel wird unter anderem während der jährlich stattfindenden internationalen Biermesse vorgestellt, einer regionalen Wohltätigkeitsveranstaltung. Die World Expo of Beer kann zwar nicht mit einer echten (fränkischen) Biermesse verglichen werden, aber sie ist ein schöner Anlass zum interkulturellen Austausch. Die Ostertradition wird in Frankenmuth großgeschrieben und kommt durch das Osterbrunnen-Fest zum Ausdruck. Die Tradition kommt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz und wurde von deutschen Einwanderern in der Stadt etabliert. Die Anordnung der Ostereier erinnert an eine Krone, die Brunnen und Wiesen von Frankenmuth zieren. Des Weiteren ist die Stadt für ihren Dog Bowl, einer alljährlichen Olympiade für Hunde, bekannt. Ganzjährig wird im Bronners Christmas Wonderland, dem größten Weihnachtsgeschäft der Erde, Weihnachten gefeiert.
Frankenmuth hat auch eine interessante geschichtliche Hintergrund. Die Stadt ist eine fränkische Gründung, die auf den Theologen Wilhelm Löhe zurückgeht. Löhe war in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts als Pfarrer in der Gemeinde Neuendettelsau (bei Ansbach) tätig und schickte im Jahr 1845 treue Lutheraner nach Michigan, um die indigene Bevölkerung zum Christentum zu missionieren. Obwohl nur wenige amerikanische Ureinwohner zum Christentum konvertierten, konnten die Kolonisten eine florierende Ortschaft gründen. Der Name setzt sich aus den beiden Wörtern Franken und Muth zusammen und bedeutet "Mut der Franken". Neben Frankenmuth wurden noch weitere Siedlungen in unmittelbarer Nachbarschaft gegründet (Frankentrost, Frankenlust und Frankenhilf), welche jedoch im Laufe der Zeit amerikanisiert und umbenannt wurden.