PER ASPERA AD ASTRA |
In gleicher Weise wie sich die Welt um uns verändert, wird auch unsere Wahrnehmung von der Welt beeinflusst und die Art und Weise, wie diese Wahrnehmung zum Ausdruck gebracht wird. Die Literatur im Allgemeinen spiegelt die unterschiedlichen historischen und sozialen Kontexte wider. Diese Seite gibt Ihnen einen Überblick über die Epochen der amerikanischen Literaturgeschichte, deren Einflussfaktoren und hebt stellvertretend für jede Literaturepoche bedeutende Schriftsteller hervor.
PURITANISMUS
16. JAHRHUNDERT
Der Puritanismus (englisch: "Puritanism") war geprägt vom biblischen Sündenfall und dem Glauben an christlicher Vorherbestimmung. Puritaner forderten eine strengere Auslegung der Bibel und lehnten viele Traditionen und Rituale der Kirche ab. Viele von ihnen wanderten später nach Nordamerika aus und gründeten dort eigene Gemeinden. Gott allein wählt die Geretteten, der Mensch hat auf diese Vorherbestimmung keinen Einfluss, sondern ist auf die Barmherzigkeit und Gnade von Gott angewiesen. Werke des Puritanismus sind von biblischen Interpretationen sowie den Themen Schande und Schuld geprägt. Sie folgen einer einfachen Sprache und fordern oftmals den Leser dazu auf, sich vor dem Bösen in Acht zu nehmen.
Der Puritanismus steht im Kontext der Kolonialisierung und zählt zeitgleich zu der Kolonialliteratur. Viele europäische Siedler kamen in die "Neue Welt", um religiöser Verfolgung zu entkommen und einen Schutzort zu finden. Die puritanischen Kolonien in Neuengland waren unter den ersten, die sich im Kampf gegen die britische Herrschaft organisierten und für Unabhängigkeit kämpften. Der Puritanismus hatte einen starken Einfluss auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika und die amerikanische Kultur und Gesellschaft insgesamt, insbesondere in Bezug auf die Werte von Arbeitsethik, Sparsamkeit und persönlicher Verantwortung.
Die puritanische Literatur umfasst eine Vielzahl von Genres, darunter Predigten, Tagebücher, autobiografische Schriften, theologische Abhandlungen, Gedichte und Romane. Viele Werke behandeln Themen wie die Beziehung zwischen Gott und Mensch, die Natur des Bösen und die Bedeutung von Gemeinschaft und Moral. Berühmte puritanische Autoren sind u.a. John Bunyan (Pilgerreise zur seligen Ewigkeit), Anne Bradstreet (The Tenth Muse Lately Sprung Up in America), Cotton Mather (Magnalia Christi Americana) und Jonathan Edwards (Sinners in the Hands of an Angry God). Die amerikanische Literaturgeschichte beginnt mit dieser Literaturepoche, da sie die amerikanische Tradition des Neuanfangs einläutet und einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung einer nationalen Identität hatte.
Berühmte Schriftsteller des Puritanismus sind: William Bradford, Anne Bradstreet, John Calvin, John Cotton, John Edwards, Cotten Mather, Samuel Rutherford sowie Thomas Sheppard.
RATIONALISMUS
SPÄTES 17- SPÄTES 18. JAHRHUNDERT
Prägend für den Rationalismus war der Gedanke, dass sich die Wahrheit durch eine objektive Beobachtung, anstatt durch religiöse Doktrinen herausfinden lässt. Meinungen und Handlungen sollten sich auf Wissen und dem gesunden Menschenverstand beziehen.
Der Rationalismus hatte auch innerhalb der amerikanischen Literaturgeschichte einen bedeutenden Einfluss. Werke wie die "Declaration of Independence" von Thomas Jefferson und die Schriften von Benjamin Franklin waren stark von rationalistischen Ideen geprägt, die zu dieser Zeit in Europa vorherrschten. Diese Werke betonten die Bedeutung des gesunden Menschenverstands und der Vernunft und forderten eine Trennung von Kirche und Staat.
Der Rationalismus beeinflusste auch die Entstehung der amerikanischen Aufklärung und hatte einen großen Einfluss auf die spätere Entwicklung der amerikanischen Literatur, insbesondere des Realismus und Naturalismus. Diese Bewegungen betonten ebenfalls die Bedeutung des gesunden Menschenverstands und der Vernunft und kritisierten die Konventionen der Gesellschaft.
Eine weitere wichtige literarische Bewegung in der amerikanischen Literaturgeschichte, der Transzendentalismus, war ebenfalls von rationalistischen Ideen beeinflusst. Der Transzendentalismus betonte die Bedeutung der Individualität und des Selbstausdrucks und lehnte konventionelle gesellschaftliche Normen und Institutionen ab. Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau waren wichtige Vertreter dieser Bewegung und prägten die amerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts.
Insgesamt hatte der Rationalismus einen großen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der amerikanischen Literatur und prägte viele wichtige Werke und Bewegungen, die bis heute Bedeutung haben.
Eine Untergruppe der Rationalisten stellten die "Deists", die Gottgläubigen dar, welche zwar rationales Gedankengut befürworteten, jedoch die Meinung vertraten, dass Glaube und Vernunft in ein Zusammenspiel gebracht werden müssen: "Gott erschuf die Naturgesetze - der Mensch darf diese entdecken und nutzen". Einige Werke des Rationalismus gehören zur Revolutionsliteratur, welche im Folgenden gesondert betrachtet werden.
Berühmte Vertreter des Rationalismus sind unter anderem Benjamin Franklin und Thomas Jefferson.
REVOLUTIONSLITERATUR
1 7 6 5 - 1 7 9 0
Die Literatur der Revolutionsära zählt streng genommen zum Rationalismus. Sie stellt die umfangreichste Ressource an politischen Schriften
seit der antiken Klassik dar. Sie ist von Werken geprägt, welche den Bruch mit Großbritannien in sachlicher Argumentation legitimieren, beispielsweise, "Common Sense" von
Thomas Paine, die Artikel von Benjamin Franklin sowie die Unabhängigkeitserklärung von 1776. Ebenso die Aufsätze der Föderalisten, welche nach dem gewonnenen Unabhängigkeitskrieg von 1775- 1783 die
politische Zukunft der jungen Nation im
Wesentlichen mitgestalteten. Die durchnummerierten und zunächst anonymisierten Aufsätze befürworteten eine starke Staatengemeinschaft mit übergeordneten Instanzen und wurden
als "Federalist Papers" bekannt.
Zu den Autoren der Revolutionsära zählen Joel Barlow, Benjamin Franklin, Philip Freneau, Alexander Hamilton, James Madison und Thomas Paine.
ROMANTIK
1 8 0 0 - 1 8 6 0
Nicht die Vernunft stand während der Romantik im Vordergrund, sondern der Glaube daran, dass die Wahrheit über Sinn und Leben durch Intuition der menschlichen Vorstellungskraft, sowie durch die Emotionen entdeckt werden könne. Romantiker orientierten sich in ihren Werken an der Schönheit der Natur. Stark geprägt wurde die Literaturepoche von der West Expandierung, in welcher sich das Staatsgebiet der USA vergrößerte und neue Landschaften entdeckt wurden.
Autoren der Romantik waren Emily Dickinson, Frederick Douglass, Ralph Waldo Emerson, Nathaniel Hawthorne, Washington Irving, Henry Wadsworth Longfellow (Mark Twain), Herman Melville, Edgar Allan Poe, Henry David Thoreau sowie Walt Whitman.
AMERICAN RENAISSANCE
1830 - BEGINN DES
BÜRGERKRIEGES
Während der Amerikanischen Renaissance wurde der amerikanische Schriftsteller geboren, denn seine Lebenswelt unterschied sich nun derart von seinen europäischen Vorfahren, dass sich ein eigener Stil entwickelte. Zwei Stilrichtungen dominierten die Amerikanische Renaissance: die Transzendentalisten und die Anti-Transzendentalisten. Während die Transzendentalisten Gott in jedem einzelnen Detail der Natur und ihrer Umwelt zu erkennen glaubten, zweifelten die Anti-Transzendentalisten, aufgrund des stärker werdenden Einflusses aus der Psychologie, die Fähigkeit des Menschen an, den Sündenfall überwinden zu können.
Die Amerikanische Renaissance steht im historischen Kontext der zunehmenden Spannungen in der Sklavenfrage, der West Expandierung sowie des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865). Da die Literaturepochen fließend ineinander übergehen, lassen sich auch Autoren welche bereits in der Romantik vorzufinden sind der amerikanischen Renaissance zuordnen. Zu diesen Autoren zählen:
Emily Dickinson, Frederick Douglass, Nathaniel Hawthorne, Herman Melville, Henry David Thoreau sowie Walt Whitman.
Autoren welche auschließlich der amerikanischen Renaissance zugeordnet werden sind: Louisa May Alcott, Margaret Fuller sowie Harriet Beecher Stowe.
REALISMUS
1 8 5 0 - 1 9 0 0
Ziel der Schriftsteller dieser Epoche war es das Leben realistisch und Detail-gerecht darzustellen. Der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen stand im Vordergrund. Die alltägliche Lebenswelt des einfachen Bürgers rückte in den Fokus. Ebenfalls wurden unterschiedliche amerikanische Dialekte im Realismus dargestellt. Die Literaturepoche orientierte sich an den reinen Fakten. Einen starken Einfluss auf den Realismus hatte der amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) und die ersten Fotografien, welche mit den aufkommenden Printmedien erstmals die Brutalität des Kriegs in ungeschönter Form wiedergaben.
Stellvertretende Autoren des Realismus in den USA sind vor allem:
Mark Twain, William Dean Howells, Rebecca Harding Davis, Joseph Kirkland sowie Henry James.
MODERNE
1 9 0 0 - 1 9 5 0
Übergeordnetes Thema der Moderne war der Amerikanische Traum und demzufolge der Glaube daran, dass jedes Individuum zu persönlichen Erfolg gelangen könne, insofern er sein Potenzial ausschöpfe. Während der Moderne entstand das Konzept des Symbolismus, also die Repräsentation von Ideen und Vorstellungen durch konkrete Objekte.
Eine weitere Strömung, welche die Moderne prägte, kam aus der afroamerikanischen Schicht von New York City. Die Harlem Renaissance brachte die Poesie in Einklang mit den Rhythmen des Jazz und Blues. Einfluss auf die Moderne hatten der technische Fortschritt der industriellen Revolution sowie Ereignisse wie der Börsencrash von 1929 und die darauffolgende Wirtschaftskrise, welche in den USA auch als Zeit der Großen Depression ("The Great Depression") bekannt ist.
Zur Moderne zählen Francis Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, William Faulkner, Sterling Brown und Jean Toomer.
POSTMODERNE
s e i t 1 9 5 0
Die Postmoderne ist geprägt von Fiktion und konstruierter Realität. Ein Roman der Postmoderne erlaubt dem Leser eine mehrdeutige Interpretation. Prägende Elemente der Postmoderne sind die Medien, die Informationstechnologie sowie die Tatsache, dass nichts einzigartig, sondern in gegenseitiger Abhängigkeit steht. Stellvertreter der Postmoderne sind Paul Auster, Raymond Carver, Toni Morrison, Phillip Roth sowie Robert Stone.