DIE AFROAMERIKANISCHE BÜRGERRECHTSBEWEGUNG
ÜBERBLICK
Die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner hatte ihre Wurzeln in der Diskriminierung und Unterdrückung, die Schwarze in den USA seit der Sklaverei erlebt hatten. Der Kampf um Bürgerrechte begann mit einer Reihe von Gerichtsverfahren, die darauf abzielten, die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen zu beenden. Die Bewegung wurde von vielen Führern und Aktivisten angeführt, darunter Martin Luther King Jr., Malcolm X und Rosa Parks. King war ein bekannter Bürgerrechtler und Aktivist, der für gewaltlose Proteste und zivilen Ungehorsam eintrat. Malcolm X hingegen war ein radikaler Aktivist, der oft für seine Forderung nach Gewaltanwendung kritisiert wurde. Rosa Parks war eine Aktivistin, die 1955 wegen ihres Widerstands gegen die Rassentrennung im öffentlichen Nahverkehr inhaftiert wurde. In den 1960er Jahren erreichte die Bürgerrechtsbewegung ihren Höhepunkt. Im Jahr 1963 fand die historische "March on Washington for Jobs and Freedom" statt, bei der King seine berühmte Rede "I Have a Dream" hielt. Im selben Jahr unterzeichnete Präsident Lyndon B. Johnson das Bürgerrechtsgesetz, das die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen verbot.
Auch ein Jahrhundert nach Lincolns Emanzipationserklärung sahen sich US-Bürger afroamerikanischer Herkunft in den Südstaaten einer stark ausgeprägten Ungleichheit ausgesetzt, die durch Segregation und Unterdrückung charakterisiert wurde. Die "Jim Crow Gesetze" sorgten in den Südstaaten dafür, dass US-Bürger afroamerikanischer Herkunft auf kommunaler und auf Bundesstaatenebene von der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe verbannt wurden. Dies betraf vor allem die Verbannung aus den Klassenzimmern und aus Kultureinrichtungen heraus. Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewe-gung begann in den 1950er Jahren, einer Zeit, die durch einen wirtschaftlichen Aufschwung geprägt wurde. Während für die weiße Bevölkerung die goldenen Jahre anbrachen und sich eine Mittelschicht herausbildete, lebten viele US-Bürger afroamerikanischer Herkunft weiterhin in Armut. Dieser Umstand geht auf die damalige Gesetzgebung des Südens zurück, welche die Segregation festlegte.
PLESSY VS. FERGUSON (1896)
Schon vor den 1950er Jahren kämpften vereinzelt US-Bürger afroamerikanischer Herkunft für ihre Rechte. Jedoch wurde keine signifikante Verbesserung ihrer Freiheit erzielt. In einem Urteil des Obersten Gerichtshofs (Plessy v. Ferguson 1896) wurde entschieden, dass eine Rassentrennung rechtmäßig sei, solange die Rassen gleich behandelt werden würden ("separate but equal"). Doch das war nicht der Fall: Schulen für US-Bürger afroamerikanischer Herkunft waren in schlechterem Zustand, Bibliotheken hatten weniger Bestand, Restaurants bekamen zweitklassige Lebensmittel und auch öffentliche Einrichtungen wie Wasserspender und sanitäre Anlagen waren ungleich behandelt.
In der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung spielte die Institution Schule eine entscheidende Rolle. Eine beträchtliche Anzahl von afroamerikanischen Eltern reichte Klagen ein, da sie wollten, dass ihre Kinder die nächstgelegene Schule besuchen dürften. Linda Brown, deren Fall zum Obersten Gerichtshof gelangte, wollte eine Schule besuchen, auf der bisher nur weiße Schüler zugelassen waren. Der Oberste Gerichtshof hob sein Urteil von 1896 auf und stellte fest, dass von einer Gleichbehandlung der Rassen keine Rede sein konnte. Insbesondere im Hinblick auf die Schulbildung waren erhebliche Unterschiede zu beobachten.
Die Bürgerrechtsbewegung der afroamerikanischen Bevölkerung begann in den Köpfen und wurde durch Schlüsselereignisse wie beispielsweise den Fall von Emmett Till ausgelöst. Till war ein 14-jähriger Farbiger, der 1955 in Mississippi ermordet wurde, weil er einem weißen Mädchen hinterher gepfiffen hatte. Seine Mörder wurden freigesprochen, aber prahlten kurze Zeit später in einem Wochenblatt über ihre Tat und berichteten im Detail, wie sie Till hingerichtet hatten. Auch nach dem Zeitungsinterview wurden seine Mörder nicht sanktioniert.
ROSA PARKS
Im Dezember 1955 ereignete sich in Montgomery, Alabama ein Vorfall, der den Stein ins Rollen brachte und die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung vorantrieb. Rosa Parks weigerte sich, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Bürger aufzugeben und wurde daraufhin verhaftet. Parks war zu dieser Zeit bereits seit den 1930er Jahren politisch aktiv und arbeitete als Sekretärin für die NAACP (National Association for the Advancement of Colored People). Ihr Akt des zivilen Ungehorsams führte zum Boykott des öffentlichen Personennahverkehrs, bei dem alle Afroamerikaner für 381 Tage (1955-56) den Bus boykottierten. Die Bewegung wurde von Dr. Martin Luther King Jr. unterstützt, einem Pastor, der zunächst in den Kirchen tätig war.
Trotz des Urteils des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten kam es 1957 in Arkansas zu einem Zwischenfall: Am 3. September wurde neun farbigen Schülern der Zugang zur Little Rock Central High School verwehrt. Als die Schüler am 23. September einen erneuten Versuch unternahmen, die Schule zu besuchen, hielt sie ein Mob von 1000 Leuten erneut davon ab. Es dauerte die Intervention von Präsident Dwight Eisenhower, der die Nationalgarde entsandte, um den rechtmäßigen Zugang zu gewährleisten.
AKTIONEN UND PROTESTE
Im Laufe der Bürgerrechtsbewegung gab es viele wichtige Aktionen, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Missstände der Rassentrennung in den USA lenkten. Eine dieser Aktionen ereignete sich in einer Kantine des Woolworths in Greensboro (North Carolina), als der Student Joseph McNeill und seine farbigen Kommilitonen aufgrund ihrer Hautfarbe nicht bedient wurden. Daraufhin begannen sie eine "Sit-In-Kampagne", indem sie die Kantine in den folgenden Tagen erneut aufsuchten. Als die New York Times über die Aktion berichtete, schlossen sich immer mehr Studenten dem Protest an, und das Unternehmen wurde von seiner diskriminierenden Haltung peinlich berührt, da nicht alle weißen Staatsbürger diese Praxis unterstützten und der öffentliche Ruf des Unternehmens gefährdet war.
Eine andere wichtige Aktion waren die Freedom Riders, die als afroamerikanische Patrioten betrachtet werden können. Die Freedom Riders waren eine Gruppe von Studenten, die die Terminal-Warteräume der weißen Bevölkerung aufsuchten, um auf die ungerechte Segregation aufmerksam zu machen.
Ebenfalls bedeutend war James Meredith, der erste farbige Student, der an der Universität von Mississippi immatrikuliert wurde. Er war auch der erste Afroamerikaner, der an dieser Universität seinen Abschluss machte.
I HAVE A DREAM
Am 28. August 1963 hielt Dr. Martin Luther King seine berühmte "I have a Dream" Rede, die zu einem wichtigen Meilenstein der Bürgerrechtsbewegung wurde. An diesem Tag versammelten sich etwa 250.000 Menschen in Washington D.C., um friedlich für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner zu demonstrieren. Die Rede dauerte nur 17 Minuten und wurde von Dr. King vor dem Lincoln Memorial gehalten. Seine Worte waren von einer einzigartigen Rhetorik und emotionaler Tiefe geprägt, was dazu führte, dass er als Führer der afroamerikanischen Bewegung in die Geschichtsbücher einging.
Das Bild zeigt den "National Mall", eine breite, von Bäumen gesäumte Promenade, die zum Washington Monument führt. Diese Promenade ist auch der Ort, an dem sich die Demonstranten am 28. August 1963 versammelten, um an der Rede von Dr. King teilzunehmen. Seit 2011 können Besucher am südwestlichen Ende des National Mall das Dr. Martin Luther King Memorial besichtigen, welches zu Ehren seines Vermächtnisses errichtet wurde.
Nach dem Attentat auf Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 übernahm sein Nachfolger, Präsident Lyndon B. Johnson, das Amt und setzte sich energisch für neue Gesetze zur Bürgerrechtsbewegung ein. In den folgenden Jahren wurden bedeutende Gesetze verabschiedet, wie zum Beispiel das Civil Rights Act von 1964 und das Voting Rights Act von 1965, welche die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten vorantrieben.